Studium generale - 27. Semester - Dienstagvormittag
Raubkunst - Objekte im Spannungsfeld zwischen Recht, Verantwortung und Moral Zwischen 1933 und 1944 wurden durch die Nationalsozialisten über 600.000 Kunstschätze vor allem von jüdischen Familien, Galeristen und Sammlern gestohlen bzw. "NS-verfolgungsbedingt entzogen" oder als sog. Entartete Kunst aus Museen entfernt. Dieser Raub fand auf der Grundlage einer Vielzahl von gesetzlichen Regelungen und unter Beteiligung diverser Behörden und eigens dafür eingerichteten Institutionen statt. Und aus diesem Raub entwickelte sich ein florierender Kunsthandel, der dem NS-Regime dringend benötigte Devisen aus dem Ausland einbrachte. Spätestens seit dem Auftauchen des Schwabinger Kunstfundes und dem damit verbundenen Fall Cornelius Gurlitt ist die Diskussion um das Thema Raubkunst wieder in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Diese Veranstaltung widmet sich dem daraus entstandenen spannenden ? und auch äußerst kontrovers geführten ? Diskurs und geht Fragen nach, in denen es u.a. um die Mechanismen des NS-Kunstraubes, um die schwierige Provenienzforschung, um die juristische Grundlage der Restitution und auch um moralische Fragen im Umgang mit diesen Kulturgütern gehen wird.
Stefan Müller M.A., Kunsthistoriker
Di., 5.10., 12.10., 2 x, 10.00 - 12.00 Uhr
KUBIZ, Jahnstr. 1, EG, Gymnastiksaal
Joseph Beuys: Ist das Kunst oder kann das weg?
Im Mai 2021 hat sich der Geburtstag des Aktionskünstlers, Bildhauers, Zeichners und Kunstprofessors Joseph Beuys (1921 - 1986) zum einhundertsten Mal gejährt, das Jubiläum ist aber in der Corona-Pandemie etwas untergegangen. Natürlich zu Unrecht, denn Beuys ist einer der bedeutendsten Künstler der Moderne, zugleich aber auch einer, dessen Werke nur schwer zu verstehen sind und zu denen viele Menschen keinen Zugang finden - man denke nur an die Reinigung seiner mit Heftpflaster und Mullbinden versehenen Badewanne durch eine Putzfrau 1973 und die Entfernung seiner Fettecke in der Düsseldorfer Kunstakademie durch einen Hausmeister 1986. In diesem Vortrag soll ein Blick auf das Leben Joseph Beuys' geworfen und mögliche Wege zum Verständnis seines Werks aufgezeigt werden.
Stefan Müller M.A., Kunsthistoriker
Di., 19.10., 1 x, 10.00 - 12.00 Uhr
KUBIZ, Jahnstr. 1, EG, Gymnastiksaal
Kindertransporte 1938/39 - die Flucht jüdischer Kinder vor dem Holocaust und ihre Folgen
Die Geschichte der Kindertransporte gilt als eines der wenigen positiven Kapitel in der Holocaust-Forschung: über 10.000 unbegleitete jüdische Kinder und Jugendliche konnten 1938/39 nach Großbritannien oder Frankreich gerettet werden, weil ihre Eltern bereit waren, sich von ihnen zu trennen.
Die Kinder, zwischen zwei und 16 Jahren alt, wurden bei Privatfamilien oder in Internaten untergebracht, viele von ihnen emigrierten nach dem Krieg in die USA.
Die Rettung durch einen Kindertransport blieb dabei nicht ohne traumatische Folgen - die zwangsweise Trennung von den Eltern und die Entwurzelung aus dem gewohnten Leben hinterließen (emotionale) Spuren in der Biographie. Trotz allem gelang es aber den "Kindern" als Gruppe, diese Traumata zu überwinden und in der Regel überaus erfolgreiche Leben zu führen.
Der Vortag basiert auf zahlreichen Zeitzeugen-Interviews, die Lilly Maier mit amerikanischen Holocaust-Überlebenden geführt hat. Für ihre Forschung wurde sie von der Ludwig-Maximilians-Universität München mit dem "Forscherpreis 2014 für exzellente Studierende" ausgezeichnet.
Lilly Maier M.A., M.A., Historikerin
Di., 26.10., 1 x, 10.00 - 12.00 Uhr
KUBIZ, Jahnstr. 1, EG, Gymnastiksaal
Wien - das Herz Europas
Wegen seiner zentralen Lage wird Wien gerne als das Herz Europas bezeichnet und wurde wiederholt in Folge als lebenswerteste Stadt der Welt ausgezeichnet. Bei der jährlichen Mercer Studie werden Städte anhand von 39 Kriterien untersucht, insbesondere in politischer, sozialer, wirtschaftlicher sowie auch umweltorientierter Hinsicht. Dieser Ruf kommt nicht von ungefähr. Touristen begeistert Wien mit seiner Habsburger Geschichte, der klassischen Musik und architektonischen Kunstwerken. Wir werden uns typische Wesensmerkmale der Wiener Kulturgeschichte herausgreifen:
Meisterliche Architektur von der Barockzeit bis zum Jugendstil in Österreich - Malerei der Moderne von der Sezession bis zur Wiener Schule des Phantastischen Realismus - und schließlich die Austro-Kultur der Nachkriegszeit von Arik Brauer bis Erika Pluhar.
Alfred Pfeuffer M.A., Kunsthistoriker
Di., 9.11., 16.11., 23.11., 3 x, 10.00 - 12.00 Uhr
KUBIZ, Jahnstr. 1, EG, Gymnastiksaal
Strawinsky - ein Weltbürger
1882 im russischen Oranienbaum geborene und heute vor 50 Jahren in New York gestorbene Igor Strawinsky gehört zu den herausragenden Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Als Mensch war er ein Weltbürger, der die französische und die amerikanische Staatsbürgerschaft besaß, mehrere Sprachen fließend beherrschte, ein Lebemann, der unter anderem mit Coco Chanel eine leidenschaftliche Affäre hatte.
Daniela Groth
Di., 30.11.2021, 18.1., 25.1.2022, 3 x, 10.00 - 12.00 Uhr
KUBIZ, Jahnstr. 1, EG, Gymnastiksaal
Die Entstehung Chinas und ihr Einfluss auf die Seidenstraße
Das Ideal eines Einheitsstaates, mit einer gemeinsamen Schrift, Kultur, Infrastruktur und ausgeklügelten Verwaltungssystem wurde schon mit dem ersten Kaiserreich der Qin-Dynastie im Jahre 221 v. Chr. in China verwirklicht. Viele Entdeckungen der Chinesen, so Schwarzpulver, Porzellan, Seide und Papier kamen über die Seidenstraße nach Europa und haben dessen Entwicklung vorangetrieben. Die Chinesen sehen sich selbst in einer Kontinuität mit ihrer Geschichte, die sie mehr als 5000 Jahre zurückblicken lässt, in den ältesten kontinuierlich bestehenden Staat unserer Erde!
Dr. Karin Dohrmann, Kunsthistorikerin
Di., 7.12., 1 x, 10.00 - 12.00 Uhr
KUBIZ, Jahnstr. 1, EG, Gymnastiksaal
Der Zusammenbruch des alten Chinas und das Konzept der Neuen Seidenstraße
Als Chinas Traditionssystem, das alte Kaiserreich, das seit 221 v. Chr. existierte, 1911 zusammenbrach, da wurde 1949 nach europäischen Vorbild die Volksrepublik gegründet. Im 21. Jahrhundert besinnt sich China wieder auf seine historische Größe und will mit dem Bau der Neuen Seidenstraßen das Trauma der Kolonialzeit bewältigen. Der Westen muss sich die Frage stellen, ob er bei diesem Zukunftsprojekt Gegner oder Partner eines neuen Globalen Wirtschaftssystems sein will?
Dr. Karin Dohrmann, Kunsthistorikerin
Di., 14.12., 1 x, 10.00 - 12.00 Uhr
KUBIZ, Jahnstr. 1, EG, Gymnastiksaal
Gesellschaftliche Veränderungen durch die Corona- Krise und ihre Auswirkungen auf die psychische Gesundheit
Einschneidende Veränderungen durch Coronaerkrankungen und -maßnahmen haben allen gezeigt, wie fragil unser, als normal empfundenes, Leben und wie vulnerabel unser Selbstverständnis ist.
Der Mensch zeigt widersprüchliche Reaktionen auf Maßnahmen und Veränderungen. Er agiert egoistisch und selbstbezogen auf der einen und solidarisch und hilfsbereit auf der anderen Seite.
Wie das zu verstehen ist und welche Zukunftsszenarien sich daraus ergeben können, darum soll es in diesem zweistündigen Beitrag im Rahmen des Studium Generale gehen.
Anke von Skerst, BA Psychologie, Heilpraktikerin für Psychotherapie - tiefenpsychologisch fundiert
Di., 11.1., 1 x, 10.00 - 12.00 Uhr
KUBIZ, Jahnstr. 1, EG, Gymnastiksaal
Wie "vertragen" wir uns wieder?
In der Neuzeit haben Philosophen das Verhältnis von Staat und Bürger sowie der Bürger untereinander und der Institutionen neu definiert. Es entstanden die sogenannten "Vertragstheorien". Beispielhaft seien hier Thomas Hobbes, John Locke und Jean-Jacques Rousseau genannt. Im 20. Jahrhundert war John Rawls der einflussreichste Vertreter mit seiner "Theorie der Gerechtigkeit". Doch in jüngster Zeit ist deutlich geworden, dass wir uns heute nicht mehr nur auf erwachsene Staatsbürger innerhalb eines Staates oder eines Landes beschränken können. Die Rechte künftiger Generationen müssen ebenso bedacht werden wie die Einbeziehung von Umwelt und Tieren oder sogar eine Überwindung des Nationalstaates im Hinblick auf globale Kooperation. - Eine neuere Position vertritt dabei die französische Philosophin Corine Pelluchon. Interessant wird ihre Theorie durch die Voraussetzung, dass für eine Neubestimmung des Verhältnisses zwischen Bürger und Regierung eine "Phänomenologie der Ernährung" ausschlaggebend ist. An zwei Vormittagen werden wir unter Berücksichtigung der klassischen Vertragstheorien Pelluchons Ansatz diskutieren.
Johannes Bucej M.A., Philosoph
Di., 1.2., 8.2., 2 x, 10.00 - 12.00 Uhr
KUBIZ, Jahnstr. 1, EG, Gymnastiksaal
Die Dozenten im 27. Semester am Dienstagvormittag:
Stefan Müller M.A., Kunsthistoriker
Lilly Maier M.A., M.A., Historikerin
Alfred Pfeuffer M.A., Kunsthistoriker
Daniela Groth
Dr. Karin Dohrmann, Kunsthistorikerin
Anke von Skerst, BA Psychologie, Heilpraktikerin für Psychotherapie - tiefenpsychologisch fundiert
Johannes Bucej M.A., Philosoph
Informationen:
ab Di. 5.10., 10.00 - 12.00 Uhr, 15x
max. 25 Teiln., EUR 125,-
KUBIZ, Jahnstr. 1, EG, Gymnastiksaal
Alle Kurstermine:
Status:
Kursnr.: F10001
Beginn: Di., 05.10.2021, 10:00 - 12:00 Uhr
Kursort: KUBIZ, Jahnstr. 1, EG, Gymnastiksaal
Gebühr: 125,00 € (inkl. MwSt.)
Das Studium generale an der vhs Unterhaching will ein verständliches Überblickswissen über einen geistes-, sozial- und naturwissenschaftlichen Fächerkanon geben. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Kulturgeschichte. Die Teilnehmer*innen am Studium generale wählen mit, welche Schwerpunkte sie im jeweiligen Folgesemester setzen wollen. Auf diese Art entstehen unterschiedliche Inhalte der einzelnen Kurse. Sie erhalten in diesen Kursen kulturelle Anregungen im Alltag, lernen Hintergründe zu politischen und gesellschaftlichen Ereignissen verstehen und können so eine souveräne Haltung in einem breiten Kontext einnehmen.
Ziel im Studium generale ist es, z.B. Verbindungen zwischen der Literatur und der Kunstgeschichte zu ziehen, Philosophisches Denken als Grundlagendisziplin zu üben, naturwissenschaftliche Ergebnisse und aktuelle Themen zu gesellschaftlichen und politischen Fragestellungen zu diskutieren. Unser vermitteltes Wissen möchte Sie in der Folge dazu befähigen, z.B. aktuelle Kulturansätze oder politische Entwicklungen besser zu verstehen und einzuordnen. Sie lernen, Ihre Meinung in der Diskussion mit gleichermaßen interessierten Mit-Studierenden zu vertreten und zu hinterfragen.
Ziel des Konzeptes Studium generale ist es, ein umfangreiches Allgemeinwissen aufzubauen bzw. wieder zu aktivieren, aber auch politische und wirtschaftliche Entwicklungen besser zu verstehen oder deren ethisches Handeln zu hinterfragen. Bringen Sie Neugier mit! Wir bieten Ihnen pädagogisch geschulte Dozenten, die das jeweilige Thema aus wissenschaftlicher Perspektive verständlich unterrichten. Gerne beraten wir Sie!
Es sind keine Vorkenntnisse oder besondere Schulabschlüsse zum Besuch des Studium generale nötig.
Unser Schwerpunkt im Herbst: Anlässlich des Festjahres 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland finden Sie Themen wie z.B. "Kindertransporte" mit der Historikerin Lilly Maier. Toleranz und Demokratie, unser Schwerpunktthema, betrachten wir philosophisch anhand der Thesen der Pariser Philosophin Corine Pelluchon. Wir begegnen dem umstrittenen Künstler Josef Beuys zu seinem 100. Geburtstag und mit ihm Kunst im öffentlichen Raum. Eine Mischung aus Architektur, Malerei, Literatur und Lebensgefühl vermitteln wir in "Wien". Die "neue Seidenstraße" wirft einen Blick zurück in die Geschichte Chinas, um die Aktualität dieses Großprojektes verstehen zu können.
Wir laden Sie herzlich ein, seien Sie dabei!
Die Disziplinen im Studium generale:
> Literatur, Kunstgeschichte, Musik
> Philosophie, Religion, Ethik
> Geschichte, Ethnologie
> Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
> Naturwissenschaften, Ökologie
> Psychologie
Jahnstr. 1
82008 Unterhaching